Dienstag, 4. November 2014

Interview mit Detlef Baehr, 3. Vorstand der DAV Sektion Erlangen, zum Thema Mountainbiking

Wie im Beitrag vom 24.10. bereits angekündigt, wollen wir im Rahmen unserer Veröffentlichungen auch Vertreter anderer Verbände und Interessengruppen zu Wort kommen lassen. Auch beim DAV, mit seinen über 1.000.000 Mitgliedern ist Moutainbiking ein großes Thema. Wie im aktuellen Alpenvereinsmagazin auf Seite 21 zu lesen, sind etwa 40% der Alpenverinsmitglieder auch regelmäßig mit dem MTB unterwegs.

Der 3. Vorstand der Erlanger Sektion, Detlef Baehr, erklärte sich bereit uns zum Thema Mountainbiking ein paar Fragan zu beantworten. Danke für diesen Einblick, Detlef. Wir von der DIMB IG Erlangen stellen fest, dass unsere Ziele in vielen Punkten identisch sind. Gemeinsam können wir sicher mehr bewegen.


Detlef Baehr, 3. Vorstand DAV Sektion Erlangen und passionierter Mountainbiker
Detlef, erzähl doch kurz, wer bist Du und was machst Du?
Auch kurz vor meinem 70sten sehe ich mich als aktiven Bergsportler, der nach langjähriger Übungsleitertätigkeit (Alpinklettern, Hochtouren) seinen Schwerpunkt zunehmend in Richtung MTB verschoben hat.

Wie lange fährst Du denn schon Mountainbike?
Nun, das erste Starrgabel-Hardtailgerät habe ich mir 1990 zugelegt.


Welchen Stellenwert hat Mountainbiking in Deinem Leben, was bedeutet es für Dich? 
Körper und Geist zu pflegen: d.h. sportliche Betätigung, Erlebnis und Naturgenuss

Wo sind denn Deine "Hot Spots"?
Sicher zuallererst die Fränkische Schweiz und der Meilwald. Den Tennenloher Forst meide ich mittlerweile mit großem Bedauern. Daneben auch andere Gebiete wie Fichtelgebirge und natürlich die Alpen

Haben Dich die Trail Sperrungen oder Kontrollen der letzten Zeit betroffen, was denkst Du darüber?
Ja, da ich vom Virus Alpencross immer wieder infiziert werde – vielfach auch alleine unterwegs – brauche ich das leicht erreichbare fahrtechnische Übungsgelände, um die nötige Routine und Sicherheit zu erlangen und zu erhalten. Ich meine, dass Verordnungen nicht dogmatisch zementiert werden dürfen, sondern regelmäßig auf den Prüfstand gehören, wenn sich Bürgerwünsche und Lebensweisen entwickeln.

Hattest Du schon mal "Ärger" im Wald - falls ja, warum - falls nein, warum nicht?
Nein, scheinbar schützen die grauen Haare die unterm Helm hervorlugen, obwohl mein Fahrstil nicht immer altersgerecht erscheinen mag. Sicherlich aber tragen Gruß und Dankeswort beim Passieren den Hauptanteil.

Warum bist Du auf Deinem Rad in den Wäldern der Region besser aufgehoben bist, als irgendwo sonst? 
1990 hatte ich ein unangenehmes Erlebnis mit dem Rennrad und bin konsequent auf MTB umgestiegen. Eine grundlegende Eigenschaft dieses Sports sehe ich in der Vielfalt von Fahrsituationen, die mir auf „Forstautobahnen“ oder gar Straßen nicht geboten werden

Wie siehst Du die Entwicklung der letzten 10 Jahre in unserer Region hinischglich MTBing - wie könnte es in 10 Jahren aussehen?
Klar ist eine mengenmäßige Zunahme der MTBer zu verzeichnen, einhergehend mit enormem Zuwachs an Fahrkönnen. Analogien zur Kletterentwicklung in der Fränkischen sind nicht von der Hand zu weisen und die Kletterkonzepte DAV/IG Klettern sind als Denkanstoß für Lösungen sicherlich hilfreich.

Welchen Stellenwert hat MTBing innerhalb des DAV, insbesondere für die zahlreichen Mitglieder der Sektion Erlangen?
Auf unserer letzten Mitgliederversammlung im Mai dieses Jahres haben wir ein klares Mandat erhalten, uns um die Möglichkeiten für wohnortnahes Mountainbiken zu kümmern. Bei bundesweit rd. 1 Million DAV-Mitglieder haben Umfragen ergeben, dass ca. 40% mehr oder weniger häufig den Bikesport ausüben.

Wie wünscht Du Dir denn die Zukunft unseres Sports - auch in Anbetracht dessen, dass Verbote gegen MTBler mit steigender Beliebtheit des Sportes immer häufiger auch in anderen Regionen Deutschlands und Europas zu beobachten sind?
Eine ähnliche Fatalität wie beim Klettern ist zu befürchten – regionale Sperrungen (z.B. 2-Meterregelung etc.) führen zu einem erhöhten Nutzungsdruck in tolerierten Gebieten und erhöhen dann in Folge dort die Spannungen. Daher wünsche ich mir ein einvernehmliches Konzept z.B. mit Zonen uneingeschränkter Nutzung aber auch mit Ruhezonen wo dies aus Gründen des Naturschutzes oder anderem Konfliktpotential für uns nachvollziehbar ist.

Was würdest Du den Erlanger / ERH Mountainbikern - oder auch anderen Interessengruppen - mit auf den Weg geben wollen?
Als sogenannter „Sport im öffentlichen Raum“ ist es nötig auch als Organisationsform wahrgenommen zu werden. Dabei wünsche ich mir ein konstruktives Miteinander der bestehenden Strukturen DIMB IG/DAV/ADFC/Unisport, die durchaus getrennt aber abgestimmt der Kommunalpolitik begegnen sollen. In der Phase der Konzeptentwicklungen ist es auch besonders wichtig MTB-Kodizes wie die DIMB/DAV-Trailrules bei jedem Einzelnen auch zu verinnerlichen. Die Tafeln „Respektvoll Miteinander“ sind schon mal ein sehr guter Auftakt hierzu.